Ziel: den Zollikerberg endlich umfahren

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8. Oktober 2022 – Der ehemalige Zolliker Bauvorstand Martin Hirs (SVP) will noch im November eine Interessengemeinschaft gründen, die sich für die Umfahrung von Zollikerberg gemäss kantonalem Richtplan einsetzt. Einfach wird das mit Sicherheit nicht, denn der Kanton hat andere Prioritäten. (3 Kommentare)

8. Oktober 2022 – Der ehemalige Zolliker Bauvorstand Martin Hirs (SVP) will noch im November eine Interessengemeinschaft gründen, die sich für die Umfahrung von Zollikerberg gemäss kantonalem Richtplan einsetzt. Einfach wird das mit Sicherheit nicht, denn der Kanton hat andere Prioritäten.

Umfahrung Zollikerberg gemäss kantonalem Richtplan
Richtplan mit Umfahrung Zollikerberg (Grafiken: Kt. ZH)

Mit seiner IG Ostring oder Ostumfahrung – der definitive Name steht noch nicht fest – will Hirs den Bau des Wehrenbachtobel-Tunnels beschleunigen. Kurz nach Waltikon soll der Verkehr der Forchstrasse in den Boden abtauchen und unterirdisch via Witikon Richtung Burgwies geleitet werden. Damit wäre der Zollikerberg den Durchgangsverkehr los. Die Forchstrasse könnte einwohnerfreundlich gestaltet werden.

Hirs schwebt eine IG nach dem Vorbild des 1999 gegründeten Vereins Zusammenschluss Oberlandstrasse vor, der mehr als 1000 Mitglieder zählt. Der Verein will  die Autobahnlücke zwischen Uster und dem Kreisel Hinwil schliessen, um die umliegenden Dörfer vom Durchgangsverkehr zu entlasten.

Breite Abstützung

Die IG soll breit abgestützt sein. «Wir wollen die betroffenen Gemeinden einbinden, dazu das Gewerbe, den Hauseigentümerverband, Quartiervereine und darüber hinaus möglichst viele Leute, die sich für das Thema  interessieren», sagt Hirs. Der Gemeinderat Zumikon habe bereits seine Unterstützung zugesagt, Gespräche mit den Zolliker Behörden stünden unmittelbar bevor. Der Vorstand des Quartiervereins Zollikerberg hat sich an der Vorstandssitzung vom letzten Donnerstag mit dem Thema befasst. Co-Präsident Fritz Wolf: «Wir unterstützen die geplante IG, die konkrete Form ist aber noch offen.»

Natürlich fragt man sich, ob Hirs das Thema nicht in erster Linie als Wahlkampf-Vehikel aufgreift – er kandidiert im Frühling für den Kantonsrat. «Dass beides zusammenfällt, ist sicherlich kein Nachteil» räumt der Immobilien-Unternehmer ein, «aber ich habe mich schon als Zolliker Bauvorsteher jahrelang mit dem Thema befasst – und dabei frustrierende Erfahrungen gemacht».

«Planungsleiche verhindern»

Wann immer er bei seinen Zürcher Amtskollegen in dieser Sache vorstellig geworden sei, habe man ihn abgebügelt. Er habe den Eindruck gewonnen, dass sich die Stadt hinter den Kulissen gegen den Wehrenbachtobel-Tunnel stemme,  weil sie Mehrverkehr fürchte. Der Kanton wiederum wolle das Projekt nicht anpacken, obwohl der Eintrag im Richtplan uralt sei. «Jeder Veloweg, der neu in den Richtplan kommt, wird mit Volldampf umgesetzt», kritisiert Hirs. Man könne «Einträge im Richtplan, die behördenverbindlich sind, nicht endlos auf die lange Bank schieben». Mit der IG wolle er verhindern, «dass dieses Projekt zu einer Planungsleiche wird».

Der Kanton winkt ab

Im aktuellen Richtplan vom 22. August 2022 findet man den Wehrenbachtobel-Tunnel unter Punkt 4.2-3: «Vorhaben: Neubau von 2-streifigem Tunnel mit Anbindung an Adlisbergtunnel bzw. Seetunnel, Abklassierung Forchstrasse. Realisierungshorizont: Langfristig (nach 2035).»

Frage an Judith Setz vom kantonalen Amt für Mobilität: Gibt es realistische Möglichkeiten, die Umfahrung Zollikerberg vor 2035 zu realisieren? Antwort: «Nein, wir haben keine konkreten Planungen hierzu.» Das weitere Vorgehen werde «zu einem späteren Zeitpunkt angeschaut». 

Welcher Hebel bleibt Hirs angesichts dieser klaren Zurückweisung? «Gerade deshalb brauchen wir eine Organisation, mit der wir Druck auf den Kanton ausüben können», sagt Hirs: «Wenn ein Verein 1000 Mitglieder hat, muss er vom  Regierungsrat zwingend angehört werden.» (rs)

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Der Kanton hat andere Prioritäten

Was will der Kanton? Gemäss Richtplan gibt es mehr als ein Dutzend Projekte, denen er eine höhere Priorität zuweist als dem Wehrenbachtobel-Tunnel. Hier die wichtigsten Pläne.

Prioritäten des Kantons ZH im Strassenbau
Wehrenbachtobel-Tunnel (3) hat keine kantonale Priorität

Als «kurzfristiges, primär weiter zu verfolgendes Vorhaben» gilt der Bau eines vierspurigen Tunnels, der das Milchbuckportal mit der linksufrigen Autobahn verbindet; die Sihlhochstrasse soll abgerissen werden (1a). Diese «Städtische Hochleistungsstrasse» ist gemäss Richtplan «als Nationalstrasse vorzusehen».

Sollte dieses Projekt nicht realisierbar sein, käme laut Richtplan die Variante 1b zum Zug: Der Zürcher Seetunnel mit den Anschlüssen Zürich-Brunau und Dübendorf. Vorgesehen als «Städtische Hochleistungsstrasse» und «Teil des Nationalstrassennetzes».

Unabhängig von diesen beiden Vorhaben soll das Projekt 1c realisiert werden: Der Zürcher Seebeckentunnel als «Städtische Hochleistungsstrasse», um den Grossraum Bellevue zu entlasten.

Mittel- bis langfristig (ca. bis 2030) will der Kanton dann den Adlisbergtunnel (2) mit Anschluss Zürich-Tiefenbrunnen und einer unterirdischen Verzweigung Zürichberg bauen. In diesen Tunnel würde der Wehrenbachtobel-Tunnel (3) münden – mit der Priorität «langfristig (nach 2035)». (rs)

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An Herrn Hirs. Ihr Zitat: «Jeder Veloweg, der neu in den Richtplan kommt, wird mit Volldampf umgesetzt.» 3 Radwege entlang des Pfannenstiels wurden in den Verkehrplan von der Planungsgruppe Pfannenstiel aufgenommen und am 19.11.1981 von ihr genehmigt. Daraus resultierte der Regierungsrats-Beschluss (BRB Nr. 4436 / 1982). 40 Jahre später: Bestenfalls 5% der im Plan festgehaltenen Radwege im Pfannenstielgebiet sind bis heute realisiert worden.

Also, wenn der Seebeckentunnel (endlich) soweit vorne steht, ist der Anschlusstunnel an die Forchstrasse ja eine Logik. Danke fürs Dranbleiben, Herr Hirs.

Gerade vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden, gravierenden Verkehrsprobleme und der geplanten Verkehrsschikanen am Balgrist sind Planung und Bau des Wehrenbachtobel-Tunnels zu priorsieren.

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