Nachhaltiges Bauen, in Zollikon kein Thema!

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17. April 2024 – An der Dufourstrasse 11 nahe der Grenze zu Zürich entstehen 9 exklusive Eigentumswohnungen mit 31 Parkplätzen im Untergrund – Zollikon kennt diesbezüglich kein Limit. Andernorts wäre dieser «Leuchtturm des Wohlbefindens» (Eigenwerbung) kaum bewilligungsfähig.  (7 Kommentare)

17. April 2024 – An der Dufourstrasse 11 nahe der Grenze zu Zürich entstehen 9 exklusive Eigentumswohnungen mit 31 Parkplätzen im Untergrund – Zollikon kennt diesbezüglich kein Limit. Andernorts wäre dieser «Leuchtturm des Wohlbefindens» (Eigenwerbung) kaum bewilligungsfähig.  

Neue Siedlung Riva
Das Projekt «Riva» (Abb.: Ledermann Immobilien, Frontfoto: Stephan Sintzel)

Der aktuelle Diskurs in der Bauwirtschaft dreht sich um Nachhaltigkeit. Wie kann der Verschleiss an «grauer Energie» gesenkt werden, wenn neue Gebäude erstellt werden? An Themen wie Kreislaufwirtschaft, Re-Use oder Umbauen des Bestandes wird intensiv geforscht. Es sind nicht nur Planer, die ideologisch an diesen Themen arbeiten, auch die Produzenten von Baustoffen suchen nach Wegen, um den Ausstoss von CO2 zu reduzieren. Zentral ist dabei die Substitution von Beton, denn das Brennen von Zement ist energieintensiv und setzt entsprechend viel CO2 frei. Leider gibt es noch keine vergleichbar leistungsfähigen Ersatzprodukte, die umweltfreundlicher produziert werden können. Doch angesichts der Klimakrise ist der Handlungsbedarf gross. Es führt kein Weg daran vorbei, den Verbrauch von Beton zu minimieren.

Zollikon allein auf weiter Flur

Vor dem Hintergrund dieser Tatsachen beobachte ich fassungslos, wie sich an der Dufourstrasse eine Baugrube täglich tiefer in den Hang frisst. Auf dem Grundstück nebenan warten zwei alte Villen auf den Abbruch. Dort wird die Baugrube noch um ein Vielfaches grösser sein. Nur schon für die Hangsicherung wird unglaublich viel Beton vergossen. Für die 9 Eigentumswohnungen der Siedlung «Riva» entstehen im Untergrund unglaubliche 31 Parkplätze. Andernorts wäre ein solches Projekt nicht bewilligungsfähig. Die Ausnahme bildet Zollikon – unsere Gemeinde ist noch die Einzige, die eine minimal nötige Anzahl an unterirdischen Parkplätzen bei Neubauten verlangt, gegen oben gibt es kein Limit.

Eine Reduktion der Parkplatzzahl mit einem Mobilitätskonzept ist in vielen Gemeinden ein gangbarer Weg. An Lagen, die durch den öffentlichen Verkehr gut erschlossen sind (die Dufourstrasse gehört da sicherlich dazu, die Haltestelle Bahnübergang liegt gleich nebenan), können so Pflichtparkplätze auf ein Minimum reduziert werden. Nebst der Vereinfachung des Bauprojekts kann so Bauvolumen im Untergrund gespart werden, beides Faktoren, welche die Baukosten deutlich senken.

In Zollikon besteht diese Möglichkeit nicht. Parkplätze müssen gebaut werden, auch wenn es bereits ein Überangebot an Stellplätzen in der Nachbarschaft gibt, wie zum Beispiel im Dorfkern rund um die Tiefgaragen beim Dorfplatz.

Zugebaute Unterwelt

Ein weiterer Punkt ist die zunehmende Versiegelung des Untergrundes. Diese schadet dem Mikroklima in unserem Dorf. Schattenspendende grosse Bäume können auf solchen Grundstücken nicht mehr wachsen. Regenwasser-Retention und Versickerung, Konzepte der «Schwammstadt» zur Hitzeminderung, können mit einer zugebauten Unterwelt nicht verfolgt werden. In der Folge wird es zur Überhitzung in unseren Wohnquartieren kommen.

Ich wünsche mir eine fortschrittliche Gemeinde, die auch beim Bauen an die Umwelt denkt und hoffe, dass die neue Bau- und Zonenordnung (BZO) die Reduktion von Pflichtparkplätzen im Rahmen eines Mobilitätskonzepts ermöglichen wird. 

Anreize, um das unterirdische Bauvolumen zu reduzieren, könnten auch geschaffen werden, wenn es im Gegenzug einen Bonus für die oberirdische Ausnutzung geben würde. Dann hätten Investoren bei der Ausarbeitung ihrer Projekte eine nicht ganz einfache Abwägung vorzunehmen. Nachhaltigkeit würde plötzlich belohnt und Parkplatzexzesse wie an der Dufourstrasse würden sich nicht mehr rechnen.»

* Stephan Sintzel ist in Zollikon aufgewachsen und wohnt mit seiner Familie im Dorfkern. Sein Büro «Esch Sintzel Architekten» wurde mehrfach für qualitätsvolle Architektur ausgezeichnet. Ab dem Sommer wird er es unter dem Namen Studio Sintzel weiterführen. Als Mitglied des Forums 5W kandidierte er 2022 für die Baubehörde, erreichte das absolute Mehr, schied aber als überzählig aus.

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Besser genügend Parkplätze unterirdisch, als wenn die Autos auf den Parkplätzen herumstehen.
Und eventuell hat da jemand eine Oldtimersammlung? Und immerhin wird an einem Ort gebaut, wo schon ein Haus gestanden ist. Wir pflastern ja jede Sekunde schon genug grünes Land zu, Menschenvermehrung lässt grüssen!

Bei 31 augenscheinlich attraktiven Parkplätzen könnte man schon neidisch werden – Stephan Sintzel scheint es aber eher um umweltverträgliches Bauen und umweltverträgliche Mobilität zu gehen. Warum tut sich unsere Gemeinde mit Letzterer trotz unmittelbarer Nähe zur Stadt so schwer? Die Erklärung mancher Automobilisten: Velofahren sei ihnen hier wegen der Autos zu gefährlich. Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten, dieser Gefahr zu begegnen: Zürich baut Velovorzugsrouten bis zur Zolliker Stadtgrenze, in Zollikon baut man 31 Parkplätze für 9 Wohnungen, damit sich die Bewohnenden – Auto sei Dank – nicht der Gefahr des Velofahrens aussetzen müssen. So erübrigt sich auch der Ausbau von Velorouten. Im technischen Bericht des Kantons zum geplanten Strassenbauprojekt Zollikerstrasse heisst es passend, der Veloverkehr sei auf der Zollikerstrasse von „untergeordnete[r] Bedeutung“ und bedürfe keiner Massnahmen. Offenbar lösen sich die Velofahrenden an der Zolliker Stadtgrenze in Luft auf … Immerhin lautet ein Legislaturziel des Gemeinderats „sichere Velorouten in Zollikon“. Ich wünsche mir, dass der Gemeinderat die velofahrende Bevölkerung bei der Planung dieser Velorouten miteinbezieht.

Nun verstehe ich besser, weshalb unsere Gemeinde im Verkehr versinkt! Höchste Zeit, dass wir die Mobilität neu denken.

Im Artikel wird vor allem auf die ökologische Verantwortung beim Bauen hingewiesen. Angesichts der deutlichen Klimaveränderung ein Muss! Danke für die klaren Worte!

Eine interessante Ausssage, Frau Schmid! Uns würde jetzt natürlich interessieren, etwas mehr über diesen Augenschein zu erfahren. Wir sind gespannt!

Neid? Worauf? Auf den Besitz von drei oder mehr Autos? Auf diese Wohnlage? Nachdem bei den beiden betroffenen Villen erst einmal sämtliche Bäume abrasiert wurden, werden die Bewohner ungeschützt dem Lärm und Schmutz aus der stark befahrenen Dufourstrasse ausgesetzt sein.

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